VSWG lud zur Jahresauftakt-Pressekonferenz: Sächsische Wohnungsgenossenschaften stehen für Verlässlichkeit trotz Chaos


Dresden, 23. Januar 2025. Der VSWG gab im Rahmen einer Jahresauftakt-Pressekonferenz einen umfassenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Branche und zog ein Resümee für das Geschäftsjahr 2024 sowie einen Ausblick auf 2025.
Neubauknick aufgrund Kostenexplosion
Nach vorläufigen Zahlen wurden im Geschäftsjahr 2024 nur 190 Wohnungen neu gebaut. Dies entspricht einem erneuten Abfall der seit Jahren festzustellenden Neubautätigkeit und wird laut jetzigem Stand auch in den Folgejahren weiter abfallen. Ursachen dafür sind explodierende Baukosten, der Zinsanstieg der letzten Jahre sowie nicht planbare und genauso wenig nicht hilfreiche Förderprogramme im Neubau. „Mittlerweile werden im Neubau Baukosten von rund 4.000 EUR/m² fällig, die ohne entsprechende Förderung zu Kaltmieten von 15 bis 20 EUR/m² führen. Das ist für das soziale, bezahlbare Wohnen – für das die sächsischen Wohnungsgenossenschaften stehen – illusorisch“, so VSWG-Vorstand Mirjam Philipp.
Leerstand bleibt zentrale Herausforderung
Die Entwicklung des Leerstandes ist nach wie vor ein zentrales Thema, dass sich durch ein Stadt-Land-Gefälle auszeichnet. Während der Leerstand in den sächsischen Metropolen wie Dresden oder Leipzig im Geschäftsjahr 2024 stabil zum Vorjahr blieb, ist das Potenzial zur Senkung des Leerstandes im ländlichen Raum begrenzt, da es hier nach wie vor ein Überangebot an Wohnungen gibt. Besonders in ländlichen Regionen fehlen nachhaltige Impulse aus der Wirtschaft und Politik, um den Leerstand aktiv zu reduzieren. „Wir rechnen mit einem ungefähren Leerstand auf Vorjahresniveau zwischen 8,3 und 8,6 Prozent über das gesamte Verbandsgebiet“, erklärte Mirjam Philipp.
Forderung nach differenzierter Wohnraumpolitik
VSWG-Vorstand Mirjam Philipp betonte: „Wir brauchen eine differenzierte Wohnraumpolitik und Wohnraumförderung. Während in den Großstädten vor allem Neubau, Umwidmung, Aufstockung oder Nachverdichtung im politischen Fokus stehen sollten, braucht der ländliche Raum eine hohe politische Aufmerksamkeit, um attraktive Lebensbedingungen zu erhalten und somit zusätzlichen Abwanderungsdruck in die Großstädte zu verhindern.“
Die ostdeutschen wohnungswirtschaftlichen Verbände haben im Geschäftsjahr 2024 bei mehreren Treffen und Gesprächen mit der Bundesbauministerin Geywitz auf die drängende Leerstandssituation und Möglichkeiten zur Aktivierung des Leerstandes hingewiesen, wurden jedoch bei der inhaltlichen Ausgestaltung der „Handlungsstrategie Leerstandsaktivierung“ nicht einbezogen. „Von der in dieser Woche veröffentlichten Leerstandsstrategie des BMWSB distanzieren wir uns, da diese an den regionalen Realitäten vorbeigeht“, so Mirjam Philipp weiter.
Risiko CO2-Preis und Heizkostenentwicklung
Die steigenden CO2-Preise stellen die sächsischen Wohnungsgenossenschaften und ihre Mieter vor wachsende finanzielle Herausforderungen. Während 2024 die nationale CO2-Bepreisung noch bei 45 Euro pro Tonne lag, steigt sie 2025 auf 55 Euro und soll 2027 sogar 150 Euro erreichen. Zusätzlich fielen im Geschäftsjahr 2024 die Umsatzsteuerreduktion und der Preisdeckel für Energiekosten weg. „Durch kluge Anpassung der Vorauszahlungen der Betriebskosten der Wohnungsgenossenschaften in den Vorjahren – oftmals auf eigenen Wunsch der Mieter – rechnen wir auch aufgrund eines milden Winters bei der Heizkostenabrechnung für 2024 mit wenig größeren Überraschungen“, so der VSWG-Vorstand.
Der VSWG und der vdw Sachsen engagieren sich in der Initiative Praxispfad CO2-Reduktion. Ziel ist eine pragmatische Transformation der Bau- und Wohnungswirtschaft. Hierbei setzen die Verbände auf Defossilisierung der Heizsysteme sowie realistische und wirtschaftlich tragbare Investitionsstrategien. Die Forderung nach einer kontinuierlichen Sicherung der erforderlichen Fördermittel bleibt dabei essenziell auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Mietpreisdebatte verzerrt Realität
Während im Jahr 2024 die Erstvermietungen im Neubau bei durchschnittlich 11,32 EUR/m² (190 Wohnungen) lagen, betrugen die Bestandsmieten in der Wiedervermietung nach umfangreicher Modernisierung 6,48 EUR/m² (20.032 Wohnungen) und im laufenden Bestand bei rund 5,50 EUR/m² (vorläufige Schätzung). „Die öffentliche Diskussion über Miethöhen wird überwiegend über die weniger als 0,1 Prozent Neubaumieten und zum Teil über die 6,8 Prozent Wiedervermietungsmieten gesprochen. Dass 93 Prozent der Wohnungen zu einem Mietniveau von 5,50 EUR/m² bewohnt werden und den Mieter nicht wechseln, wird dabei ausgeblendet“, betonte Mirjam Philipp.
Halbleiterindustrie als Wohnraummotor
Die Ansiedlung und Erweiterung der Halbleiterindustrie in Sachsen stellt die Wohnungswirtschaft vor neue Herausforderungen. Laut Branchenverband Silicon Saxony werden in den kommenden Jahren bis zu 30.000 Fachkräfte benötigt. Der VSWG setzt sich daher für eine bessere Nutzung attraktiver Leerstände im Radius um Dresden ein, um dem Wohnraumbedarf gerecht zu werden. Die sächsischen Wohnungsgenossenschaften sind bereit, unter verlässlichen Rahmenbedingungen ins Risiko zu gehen und passende Wohnungen im Bestand wie auch im Neubau zu schaffen.