Mitteldeutsche Zukunftstagung in Leipzig

„Kursänderung in Sicht? Ein Kompass für die mitteldeutsche Wohnungswirtschaft“ – unter diesem Motto luden am 1. und 2. April 2025 die fünf wohnungswirtschaftlichen Verbände aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zur Mitteldeutschen Zukunftstagung nach Leipzig ins Pentahotel ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen innovative und zukunftsfähige Lösungen für die Wohnungswirtschaft.
Im Vorfeld der Tagung fand eine gemeinsame mitteldeutsche Sitzung der Fachausschüsse Betriebswirtschaft/Finanzierung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie Bauwesen/Technik/Energie der Verbände statt. Im Mittelpunkt standen die Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung, Klimafahrplan und kommunale Wärmeplanung, die für die zukünftige Entwicklung der Wohnungswirtschaft von zentraler Bedeutung sind. Für den notwendigen Impuls sorgten Christian Gebhardt vom GdW sowie David Busch von der Domus Consult, die mit ihren Fachvorträgen aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze beleuchteten. Der fachliche Austausch bot nicht nur wertvolle Erkenntnisse, sondern auch praxisnahe Ansätze für die strategische Umsetzung der Klimaziele. Insbesondere die Diskussion über regulatorische Anforderungen, technische und wirtschaftliche Machbarkeit sowie Erfahrungen aus der Praxis einiger Wohnungsunternehmen trug dazu bei, weitere Puzzlestücke auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wohnungswirtschaft zusammenzufügen.
Den Auftakt zur Veranstaltung lieferte Robert Schulze, internationaler Handballschiedsrichter, der mit dem Publikum seine Rezepte für erfolgreiche Entscheidungen teilte. Dabei geht es vor allem um das richtige Mindset, dass man hinter seinen Entscheidungen steht und dass man klar und transparent kommuniziert und Haltung bewahrt. Wenn dies gelingt, kann man jede Herausforderung meistern und mit Freude Entscheidungen treffen. Im Anschluss fand im Pentahotel Leipzig in lockerer Atmosphäre zum Austausch zwischen genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsunternehmen Mitteldeutschlands sowie zahlreichen Dienstleistern der Netzwerkabend statt.
Am zweiten Tag standen zahlreiche wohnungswirtschaftliche Themen im Vordergrund, welche die Branche aktuell und in den nächsten Jahren maßgeblich beeinflussen werden. Der erste Block widmete sich dabei der nachhaltigen Zukunft. Deutlich wurde, dass das Thema aus vielen Facetten zu betrachten ist. Neben der Berichterstattung (Friedericke Leppert, Domus Consult GmbH) selbst, erfolgt vor allem aus der Kreditwirtschaft (Brit Meyer, DKB AG) Druck auf die Wohnungswirtschaft. Letztlich sitzen jedoch alle Beteiligten im gleichen Boot. Ziel muss es also sein, machbare und sinnvolle Lösungen zu erarbeiten. Wie bei allem im Leben gilt es dabei, den ersten Schritt in die richtige Richtung zu gehen – vor allem deswegen, weil die EU das Ziel der Klimaneutralität insgesamt nicht in Frage gestellt hat. In jedem Fall ist es dabei entscheidend, sich eine entsprechende Datenbasis aufzubauen. Welchen Beitrag Datenmanagement auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung leisten kann, verdeutlichte Ralf Schekira von der wbg Nürnberg GmbH.
Im zweiten Block nach dem Mittagessen standen vor allem technische Ansätze im Vordergrund. Die Wohnungswirtschaft ist dabei ein wichtiger Gestalter der Quartiere und Städte. Frank Spangenberg, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsgesellschaft mbH Mühlhausen, verdeutlichte Lösungsansätze zum Stadtumbau mit seriellen Typenbauten. Serielles Bauen spielte auch im Beitrag von Henry Götze, Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ eG Jena, eine Rolle. Mit den „Erlenhöfen“ ist nicht nur eines der größten seriellen Neubauprojekte Mitteldeutschlands entstanden, sondern auch der Ansatz erprobt, den hohen Baukosten etwas entgegenzusetzen. Mit dem dritten Vortrag des Blocks gelang Prof. Dr.-Ing. Thomas Naumann von der HTW Dresden ein Perspektivwechsel. Während sich die Wohnungswirtschaft bisher vor allem damit beschäftigt hat, die Wärme in den Gebäuden zu halten, stellt auch der Wärmeeintrag in die Gebäude ein (zunehmendes) Risiko dar. Aus diesem Grund wurden Daten und Lösungsansätze der sommerlichen Überhitzung der Wohnungsbestände präsentiert.
Auch im letzten Teil standen Best-Practise-Lösungen bezogen auf zukunftsträchtige Geschäftsmodelle im Vordergrund. Mit dem Umbau von Plattenbauten in energieautarke, zukunftsfähige Wohnungen hat die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH nicht nur die Quartiere aufgewertet, sondern gleichzeitig mit dem Einsatz von Infrarotheizungen und Pauschalmieten auch beim typischen Geschäftsmodell der Wohnungswirtschaft Neuland beschritten. Dabei betonte der Geschäftsführer Mike Elay, dass bewusst auf „Low-tech“ gesetzt wurde und man bewusst auf komplexe Anlagen- und Regelungstechnik verzichten wollte. Dass sich mitteldeutsche Wohnungsunternehmen nicht nur in baulicher Hinsicht, sondern auch in der Art und Weise des Miteinanders von anderen Marktteilnehmern abheben, verdeutlichte die Vorstellung des Service-Wohnens im „Lipsia-Turm durch Vorstand Nelly Keding von der Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG aus Leipzig. Die Wohnungsunternehmen bieten heute weit mehr als nur die „vier Wände“ an und übernehmen umfangreiche Dienstleistungen im Bereich von Grünpflege, Handwerkerleistungen, Energiedienstleistungen oder Abrechnungsdienste. Dass dies nicht nur inhaltlich, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann, verdeutlichte Rando Gießmann, Geschäftsführer der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH, in seinem Vortrag zu steuerlichen Organschaftsverhältnissen als Gestaltungsinstrument für Tochtergesellschaften.
Am Ende des Tages folgte eine große Anerkennung der zukunftsweisenden Ansätze der mitteldeutschen Wohnungswirtschaft durch Dr. Ingrid Vogler vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., die noch einmal die Richtung, in die sich die europäische und deutsche Politik aktuell entwickeln, einordnete. Bei all den Herausforderungen lässt sich doch ein leiser Hoffnungsschimmer erkennen, dass die zum Teil ausgeuferten und praxisfernen Anforderungen langsam auf ein beherrschbares Maß heruntergebrochen werden könnten. Mit ihrem Mut, ihrem Optimismus und ihrer Innovationskraft scheint die mitteldeutsche Wohnungswirtschaft einen funktionierenden Kompass zu haben, um auch im Nebel nicht die Orientierung zu verlieren.
Mit über 400 Teilnehmern, 36 Aussteller sowie sieben Sponsoren war die Veranstaltung ein voller Erfolg, so dass von einer „Wiederholung“ in den nächsten Jahren ausgegangen werden kann, wie die fünf Verbandsdirektoren am Ende der Tagung einheitlich auf der Bühne bestätigten.
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