Parlamentarischer Abend der sächsischen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft 2025

Am 28. Oktober 2025 luden der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) und der vdw Sachsen – Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V. (vdw Sachsen) zum traditionellen Parlamentarischen Abend in das Elements – DELI & Restaurant in der Zeitenströmung in Dresden ein.

Unter dem Leitgedanken „Miteinander reden statt übereinander diskutieren“ kamen zahlreiche Gäste aus Bundestag, Landtag, Ministerien und der Wohnungswirtschaft zusammen, um über die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Branche im Freistaat zu sprechen. Nach einem ereignisreichen Wahljahr und vor dem Hintergrund anhaltend schwieriger Marktbedingungen bot der Abend erneut eine wichtige Plattform für Austausch, Vertrauen und gemeinsame Lösungsansätze.

In ihrer Rede machte VSWG-Vorstand Mirjam Philipp deutlich, dass die sächsische Wohnungswirtschaft immer noch vor anderen Herausforderungen steht als die anderen Bundesländer. Während bundesweit über Wohnungsmangel gesprochen werde, seien in Sachsen vielerorts Leerstände das bestimmende Thema. Sie forderte, die Debatte um das Wohnen wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen. Populistische Stimmungsmache helfe weder den Mietern noch den Vermietern. Stattdessen brauche es einen konstruktiven Dialog zwischen Politik und Branche.

„Wir sind Bestandshalter“, betonte Mirjam Philipp. „Uns fehlen nicht die Wohnungen, sondern die Menschen.“ Deshalb dürfe die Lösung nicht im Neubau um jeden Preis liegen, sondern müsse auf Bestandssicherung, Sanierung und Modernisierung setzen.

Der VSWG-Vorstand forderte: „Wir brauchen keine Symbolpolitik, sondern eine sozial ausgewogene Wohnungspolitik, die sich an den tatsächlichen Bedarfen orientiert – und das sind in Sachsen vor allem der Erhalt und die Weiterentwicklung des Bestands.“

Förderpolitik müsse sich stärker an den tatsächlichen Gegebenheiten im Osten orientieren. Viele bundesweite Programme – etwa die KfW-Förderung für genossenschaftliches Wohnen oder die EH55-Programme – seien für Sachsen kaum nutzbar. Stattdessen brauche es passende Förderinstrumente für Sanierung, Rückbau und Bestandspflege sowie eine konsequente Entbürokratisierung.

Alexander Müller, Verbandsdirektor des vdw Sachsen, lenkte den Blick auf die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich nach der Landtagswahl 2024 und der Bundestagswahl 2025 spürbar verändert haben. Die Bezahlbarkeit des Wohnens müsse weiterhin oberste Priorität haben, betonte er.

Die Zahlen seien nach wie vor kritisch: Der Neubau stagniert, während der Leerstand in vielen Regionen hoch bleibt. Alexander Müller warnte vor einer undifferenzierten Wahrnehmung der Wohnungsmarktsituation in Deutschland. Sachsen sei kein Land mit flächendeckendem Wohnungsmangel, sondern mit regionalen Überkapazitäten und gleichzeitig steigenden Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit.

Seine Botschaft brachte der Verbandsdirektor des vdw Sachsen in drei Schlagworten auf den Punkt: „Wir brauchen drei V´s – Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung. Wir müssen miteinander reden, nicht gegeneinander argumentieren. Der heutige Abend zeigt, dass genau das möglich ist“, so Müller abschließend.

Annette Rothenberger-Temme, Abteilungsleiterin im Sächsischen Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung (SMIL), dankte in ihrem Grußwort den Verbänden VSWG und vdw Sachsen für die enge und verlässliche Zusammenarbeit.

Sie betonte die Bedeutung eines offenen Dialogs, um die zahlreichen Herausforderungen der Branche gemeinsam zu meistern: „Nur im partnerschaftlichen Austausch können wir tragfähige Lösungen für die Zukunft des Wohnens entwickeln.“

Frau Rothenberger-Temme machte deutlich, dass der Wohnungsbau in einer anhaltenden Krise steckt – dennoch seien die sächsischen Genossenschaften und kommunalen Wohnungsunternehmen Garant für bezahlbares Wohnen. Sachsen verfüge über die bundesweit niedrigste Angebotsmiete, zugleich aber über den zweithöchsten Leerstand. Diese besondere Situation verlange nach passgenauen Förderstrategien, die die Realität in den ostdeutschen Bundesländern berücksichtigen. Ohne gezielte Unterstützung durch den Bund könne die Krise nicht überwunden werden.

Mit Blick auf den Koalitionsvertrag der sächsischen Staatsregierung betonte sie: „Das ist kein 3G-Vertrag – gelesen, gelacht, gelocht – sondern ein Arbeitsauftrag, den wir sehr ernst nehmen.“

Besonders bei der Digitalisierung der Bauverwaltung habe Sachsen in den vergangenen Monaten große Fortschritte gemacht. Bereits bis Jahresende 2025 sollen 85 Prozent aller Bauaufsichtsbehörden in der Lage sein, digitale Bauanträge entgegenzunehmen – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Effizienz und Serviceorientierung.

Der Parlamentarische Abend 2025 zeigte erneut, wie wichtig der kontinuierliche Dialog zwischen Politik und Wohnungswirtschaft ist. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen – stagnierender Neubau, steigender Leerstand, hohe Betriebskosten und wachsende Regulierungen – war der Abend geprägt von Optimismus, Weitblick und Verantwortungsbewusstsein. Die Botschaften waren klar: Bezahlbares Wohnen braucht praxisnahe Förderung, realistische Klimaziele, weniger Bürokratie und vor allem gegenseitiges Vertrauen.

Oder, wie es an diesem Abend mehrfach hieß: Nur gemeinsam – mit Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung – kann die Wohnungswirtschaft in Sachsen auch künftig das leisten, was sie auszeichnet: bezahlbares, sicheres und lebenswertes Wohnen für alle.

Die Impulse dienten als Grundlage für gute Gespräche und einen offenen Austausch unter den mehr als 55 Gästen beim diesjährigen Parlamentarischen Abend der sächsischen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.

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